„Das Seebeben war mächtig, der nachfolgende Tsunami verheerend -
innerhalb von Minuten kommen tausende Menschen ums Leben. Noch mehr sind
obdachlos oder werden vermisst. Unzählige Häuser sind zerstört, die Straßen
nicht mehr passierbar, der Verkehr zusammengebrochen. Polizei und Militär
versuchen, die Sicherheit zu gewährleisten. Die nationalen Rettungsdienste sind
überfordert und stoßen rasch an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Die Regierung
bittet weltweit um humanitäre Hilfe und Unterstützung. Rettungshundestaffeln
mehrerer Organisationen bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Sie sollen bei der
Ortung von vermissten Menschen helfen.“
"Das war das Szenario des diesjährigen
"Rescue-Camps", zu dem neben uns 12 weitere Staffeln aus ganz
Deutschland am Donnerstag nach Barnim gekommen waren. Ausrichter der
inoffiziellen deutschen Meisterschaft für Rettungshundeteams war der
Kreisverband der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG)." Aus: http://www.moz.de/details/dg/0/1/1311958/
Unser Team, bestehend aus drei Hundeführern (Christian Kühl – DRK
Sigmaringen, Katrin Walter – DRK Reutlingen, Katja Landwehr – DRK Zollernalb)
und einem Gruppenführer (Alexander Bauer – DRK Nürtingen-Kirchheim/Teck), sowie einer „Beobachterin“
(Jenny-Rose Hoare – DRK Sigmaringen). Alles Mitglieder der Landestrümmergruppe
Baden-Württemberg (TGLV BA-WÜ).
Doch nun sollte es ernst werden, die Übung begann offiziell um
2:00Uhr nachts. Nach und nach wurden die einzelnen Teams mittels Digitalfunkt,
durch den Gruppenführer, alarmiert. Der Gruppenführer hatte vom Zeitpunkt der
Alarmierung an, 5min Zeit um in kompletter Montur ins Osocc (engl.: On-site
Operations Coordination Centre) zu
laufen und unseren Einsatzbefehl abzuholen. Wir saßen also seit halb 2 nachts
wach, da es auch für uns jeden Moment los gehen konnte. In etwa im
Stundenrhythmus gingen immer wieder mehrere Alarmierungen raus und man
erwartete ständig im Funk „Team 9 – Einsatz“ zu hören.
2.Gebiet: Abseilen von einem 30m hohen Kran mit Hilfe des Höhenrettungszug Bernau
Da unsere beiden Teamkameraden nicht unbedingt scharf darauf waren sich von diesem Kran abseilen zu lassen, wagte ich mein Glück mit Easy, der allerdings auch noch nie abgeseilt worden war und ein wenig Höhenangst hat. Doch da unsere Teammitglieder vor uns liefen überwand auch er die 30m Höhe im Laufschritt, mit immer wieder nur einem kleinen Blick nach unten. Geschirr anziehen und los geht’s, dachte ich zumindest. Doch dann musste ich, erst mal oben angekommen, dass Abseilgeschirr Mensch wechseln, da sie unseres für nicht sicher genug hielten, tolles Gefühl sag ich euch J. Dann Easy einpacken und rüber übers Geländer. Hier klammerte sich mein süßer Blonder doch erst einmal am Geländer fest, so dass die Helfer erst einmal seine Pfoten lösen mussten, ich sag euch, das war Herzinfarkt Nummer 2 für mich, da der Kleine dann kurz senkrecht hing, aber die Abseilleute sahen das alles recht chillig und sagten uns, wie gut wir das alles machen würden, was einen dann doch wieder ein wenig beruhigte. Erst einmal in der freien Luft angekommen, konnten wir das Ganze wieder etwas entspannter sehen, wobei Easy sich wahrscheins doch den Boden unter seinen Pfoten wieder herbei gesehnt hat.
3.Gebiet: Trümmergebiet, Richter: Klaus
Röper (Einsatzleiter SAR-Germany e. V. - rescue dogs)
Nach einer ziemlich
planlosen Anfahrt, erfolgte wie nun auch anders zu erwarten, eine ziemlich
planlose Suche. In diesem Gebiet war unser Team, warum auch immer, sehr
chaotisch zu Gange. Unser Gruppenführer kümmerte sich um eine umher schreiende „Schauspielerin“,
die noch ihre Verwandten in den Trümmern vermutete und ein weiteres Teammitglied
ging einfach mit einem weiteren Schauspieler (zweiter Bewerter) mit, so dass
wir auf einmal selbst einen Verlust im Team hatten. Der Richter selbst lenkte
unsere Konzentration immer wieder auf den Holzhaufen, so dass wir das dritte Teilgebiet
hier gar nicht mehr erst in den 20min absuchen konnten und schließlich auch die
Person damit nicht finden konnten. Nichts desto trotz muss ich sagen, haben wir
gerade aus diesem Gebiet sehr viel Erfahrungen sammeln können. Denn wie heißt
es so schön, nur aus Fehlern lernt man.
4.Gebiet: Bunker, Richterin: Solveig
Erri Søndergaard (Urban Search and Rescue Team (USAR) Dänemark
5.
Gebiet: Bauhof mit vielen Natursteinhäufen, Richter:
Lars Prößler (Urban Search and Rescue Team
(USAR), @fire Internationaler Katastrophenschutz Deutschland e.V.), Denny
Stübling (Urban Search and Rescue Team (USAR), @fire Internationaler
Katastrophenschutz Deutschland e.V.)
Diese Suche wurde von
einem RTL Filmteam begleitet und wir sind schon sehr gespannt auf das Ergebnis.
Die Schwierigkeit bei diesem Gebiet bestand darin, den Hund gut schicken und
führen zu können. Es gab absolute „No go – Gebiete“ die weder von Hund noch
Mensch hätten betreten werden dürfen und wiederum andere Gebiete die nur vom
Hund abgesucht werden durften. Leider wertete der Richter die Anzeige eines
Hundes als Fehlanzeige, da seiner Meinung nach, weder Hundeführer noch
Gruppenführer dazu in der Lage waren, die genaue Position der Versteckperson
anzugeben. Hierbei berücksichtigte er leider auch nicht mehr, das Easy im
späteren Verlauf der Suche die Person eindeutig lokalisierte. Insgesamt
eigentlich kein schwieriges Gebiet, aber ich muss zugeben, dass sich Easy durch
das Kamerateam deutlich aus dem Konzept bringen ließ. Das Mikrofon, welches
ständig über uns baumelte, sah einem Felldummy doch sehr ähnlich und
faszinierte meinen Blondi immer wieder aufs Neue. Fast am Ende der Zeit
ertönten dann vom Richter drei kurze Pfiffe, was so viel bedeutete, wie alle
müssen das Gebiet sofort verlassen – Evakuierung wegen Gefahr für Mensch und
Hund. Unser Team löste dies hervorragend, jeder rannte sofort los und die Hunde
sprinteten im freien Galopp direkt neben uns Richtung Ausgang.
6. Gebiet: Wasser - Leblose Person im
See + Reanimation Richterin: Nentwig-Zimmermann (DLRG)
Leider gab uns das Osocc
hier falsche Koordinaten, so dass wir genau gegenüber vom See herauskamen.
Unsere Herren erkundeten zwar per Fuß die Seeseite konnten aber keine
Schadstelle im Sichtbereich finde. Da hier auch kein Handyempfang war, fuhren
wir zurück um schließlich von einer Person ins Gebiet gefahren zu werden. Dort
stellte man auch fest, dass die Koordinaten wirklich falsch waren und änderte
diese für die kommenden Teams. Aufgabe war folgende: Mitten im See ging eine
sehr schwere Puppe über Board, die es zu retten galt. Auch war es Bestandteil
der Übung, dass mindestens 6Füße im Wasser sein mussten. An der Puppe war ein
gelbes Spielzeug am Kopf angebracht, welches Easy aber leider nicht als solches
erkannte, nach dem ich ihn durchs Wasser zur Puppe schickte. Also erklärte
Christian sich kurzerhand bereit, hinaus zu schwimmen und die Puppe zu holen,
so dass wir hierfür doch volle Punktzahl bekamen. Auch bei der HLW konnte unser
Team überzeugen.
7. Gebiet: Verkehrsunfall auf Weg
nach Schönholz - DLRG-Richter
Auf dem Weg zum 8.Schadensgebiet,
kamen wir an einem inszenierten Unfall vorbei. Eine anfangs noch ansprechbare
Person befand sich mit ihrem Hund im Auto. Nachdem der Hund aus der
Gefahrenzone war, wurde die Person bewusstlos und wir holten sie aus dem Auto
um sie in die stabile Seitenlage zu bringen. Als sie dann wieder aufwachte
erbrach sie, worauf wir natürlich auch gefasst waren und führten anschließend
auch noch einen Bodycheck durch. Aufgabe also mit Bravour und voller Punktzahl
gemeistert.
8. Gebiet: 10-12km Marsch, je nach gewählter Wegstrecke
Meine Horrorübung, aber
ich habe sie überlebt J.Auf dem Marsch gab es vier Stationen zu
bewältigen:
1. Überprüfung von
Papieren (Ausweis, Impfpass, Guidelines), PSA, Getränke und Verpflegung sowohl
Mensch als auch Hund und vieles anderes,..
2. Zwei Personen
befanden sich auf einer Insel und mussten gerettet werden. Hierzu stand uns ein
Floß und zwei Paddel zur Verfügung
3. Es galt einen
Baumstamm durchzusägen, was Christian und Alex tapfer meisterten
4. Hangeln über ein Seil
mit einem Hund über einen kleinen Bach
9. Gebiet: Gebiet aus Sicherheitsgründen
abgesagt, Richter: Christian Börnsen &
Jenny Balk (Urban Search and Rescue Team (USAR) SWIFT Team Schweden
Da wir nun bereits seit 21Stunden
einsatzbereit waren und davon 18h ohne Pause komplett unterwegs waren,
beschlossen wir einstimmig, dass uns die Punkte hier in diesem Fall egal waren
und wir zum Schutz unseres Teams (vor allem auch der Autofahrer) auf diese
Übung verzichteten. Schade, dass hier die Planung der Übung uns keine offizielle
Pause ermöglichte. Aber bereits um kurz nach 3:00Uhr nachts sollte es wieder
weiter gehen.
10. Gebiet: Flächensuche Biesenthal,
Richter: Dieter Schirmer (SAR-Germany e. V.
- rescue dogs)
Hier galt es ein ca. 580m auf 400m großes Gebiet abzusuchen. Was natürlich
in unseren Zeitvorgaben auch nicht zu machen war. Unsere Suchkette war hier
leider etwas zu dicht aufeinander, so dass wir unsere Arbeitskraft nicht
optimal nutzen konnten. Und auch die Kommunikation war nicht ganz so einfach,
da zwei Gruppenmitliegder ohne Funkgerät unterwegs waren. Auch wieder etwas aus
dem wir mit Sicherheit lernen werden J.
Ansonsten haben die Hunde super gearbeitet und sich schön gelöst.
11. Gebiet: Trümmersuche: Volker
Marx (Leistungsrichterobmann Bundesverband Rettungshunde e.V.)
Wir merkten schnell, dass wir es hier
mit einem Wettkampfrichter zu tun hatte, blieben aber dennoch unsere Linie treu
und fanden schließlich auch beide Versteckpersonen. Auch von diesem Richter
konnten wir wieder einen Punkt mitnehmen, den wir in Zukunft besser umsetzen
wollen. Vom Rest seiner Aussagen möchte ich hier nicht berichten ;-)
12.
Gebiet: Behördengebäude Dr. Zinn Weg, Richter: Mirjam Kälin
& Hanspeter Burkart (REDOG Schweiz)
13.Gebiet: Kiesgrube, Richterin: Petra
Schumacher (Prüferin für Flächen,-und Trümmersuche Arbeiter - Samariter - Bund
Regionalverband Neubrandenburg / Mecklenburg-Strelitz e.V.)
Ich sag nur: Volle Punktzahl als
einzigstes Team von allen. Und ich darf sagen, 10cm wachs J, Easy ist hieran nicht unbeteiligt. Es galt ein geschätzte
150m langes, wenn nicht sogar noch länger,… und um die 80m breites Gebiet in
einer Kiesgrube abzusuchen. Easy fand recht rasch an der linken Seite außer
Sicht in einem Müllcontainer eine Person, die allerdings nicht aus ihrem
Versteck kam. So musste man den Hund nun von der Witterung weg weiter schicken.
Und überall unterwegs lagen für den Hund Verleitungen, wie zum Beispiel
Spielzeuge (Quitschi-Huhn, Bälle,…) Essen, Kleidungsstücke und Planen. Doch
Easy meisterte dies echt traumhaft. Zugegebener Weise spielten wir auch zum
ersten Mal ein wenig einweisen wie beim Dummy in der Rettungshundearbeit. Auf
ca. 100m stoppte ich ihn, als er „wieder“ auf dem Weg zu den Bällen war und
schickte ihn 45° Zurück mit Voran weiter, damit er dort auch noch die
Fließbänder in der linken Ecke absuchte. Genauso bekam ich ihn mit Stopppfiff
und rüber wieder weg von der Witterung der ersten Person. Die Richterin war
einfach nur begeistert von unserem Blondchen J. Das war doch mal ein gelungener Abschluss unseres
tollen Teams im letzten Schadensgebiet.
Am Sonntag früh hieß es für uns dann
noch abbauen, Siegerehrung und einen verdammt langen Heimweg mit viel Stau
antreten. Wir konnten uns in einem sehr guten Mittelfeld (7.Platz) mit unserem noch
sehr jungen Team (ein geprüfter Trümmerhund und zwei Azubis) platzieren und
sind sehr stolz darauf, dabei gewesen zu sein. Auch, dass es nie Streit gab und
die Atmosphäre im Team immer harmonisch und ausgelassen war. Denn schließlich
sahen wir die gesamte Veranstaltung für uns als Übung, die uns unseren
Trainingsstand von Mensch und Hund zeigen sollte, um mögliche Rückschlüsse für
die weitere Ausbildung zu ziehen.
Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön
an Jenny, die uns ständig begleitete um uns seelisch und moralisch zu
unterstützen, um tolle Fotos zu machen und uns mit zu verpflegen.
Auch ein Dankeschön natürlich an die
Rettungshundebereitschaften Nürtingen-Kirchheim/Teck und Reutlingen, die uns
jeweils ein Auto zur Verfügung gestellt haben, die Bereitschaft Neckartenzlingen,
welche uns unter anderem ihr SG 300 zur Verfügung stellte und den DRK
Landesverband Baden-Württemberg der uns finanziell unterstütze. Und zu guter Letzt
natürlich auch an die Trümmergruppe, besonders an Ralf, ohne die/den eine
Teilnahme unsererseits gar nicht möglich gewesen wäre.
Danke auch an Katrin Walter, die mir diese tollen Fotos zur Verfügung gestellt hat!